(Foto: Cornelia Aigner)

BILDUNG

Stipendium „Ein Quadratkilometer Bildung“

Berlin 2018

Die Til Schweiger Foundation finanzierte im Jahr 2016 sechs Stipendien bestehend aus Workshops, Bildungspatenschaften und Bildungsgeld für Schüler/innen aus einkommensschwachen Familien in Neukölln. Die Resultate zeigen, dass allein die Anerkennung, ein Stipendium zu erhalten, bei den Jugendlichen eine derartige Motivation auslöst, dass dadurch schulische und persönliche Ziele erfolgreicher umgesetzt werden.

Jede Stipendiatin, jeder Stipendiat wird von einem ehrenamtlich tätigen Bildungspaten, einer ehrenamtlich tätigen Bildungspatin begleitet. Die Bildungspaten*innen sind junge Erwachsene, meist im Übergang vom Studium zum Beruf. Sie sind außerschulische und außenfamiliäre Ansprechpartner*innen für die Stipendiaten*innen. Sie unterstützen die Jugendlichen darin, den für sie passenden Bildungsweg zu finden und geben beispielsweise Einblicke in Universitäten und unterschiedliche Berufsfelder. In der Vergangenheit waren die Stipendiaten*innen oftmals die ersten aus ihrer Familie, die ein Abitur machen wollten, um danach studieren zu können. Ihre Bildungspaten*innen waren ihnen dabei hilfreiche Ansprechpartner*innen und bestärkten die Jugendlichen in ihren Bestrebungen. Neben dem gemeinsamen Vorbereiten auf die Abschlussprüfungen unternahmen die Stipendiaten*innen und ihre Bildungspaten*innen auch Ausflüge in Museen. Besonders beeindruckt zeigte sich eine Stipendiatin, die sich für ein Medizinstudium interessiert, nach dem Besuch im Medizinhistorischen Museum der Charité Berlin. Ein Stipendiat nahm seine Bildungspatin mit zu einem Besuch in seiner Moschee. Eine Stipendiatin und ihre Bildungspatin besuchten gemeinsam eine Musicalvorstellung. Besonders beliebt waren die Besuche im Kino, um englischsprachige Filme zu sehen.
Die regelmäßig stattfindenden Bildungsworkshops dienen zum einen dazu, gemeinsam mit den Stipendiaten*innen ihre Ziele zu definieren und zum anderen dem Zusammenwachsen der gesamten Gruppe. Dabei werden auch inhaltliche Themen bearbeitet, die die Jugendlichen im Alltag beschäftigen wie beispielsweise Rassismus, Toleranz und Chancengleichheit.

Rückblickend sagt eine Stipendiatin: „Dank der Unterstützung des Stipendiums und meiner Bildungspatin, konnte ich klar formulieren, wo ich Hilfe benötige. Das war mir vorher nicht so klar. Aber meine Bildungspatin hat sich mit mir hingesetzt und wir sind alle Fächer durchgegangen. Da wurde mir bewusst, dass ich vor allem an meinem Lernen zu Hause arbeiten muss. Zu Hause ist es sehr laut, ich habe viele Geschwister und kein eigenes Zimmer mit einem Schreibtisch. Deshalb hat mir meine Bildungspatin gezeigt, wie ich auch an Wochenenden die Bibliothek nutzen kann. Das war mir davor nicht klar. So konnte ich an Samstagen in Ruhe in der Bibliothek lernen. Das hat mir sehr geholfen.“

Die Erfahrungen im Programm zeigen, dass es oftmals nur kleine Anregungen braucht. Neben den Bildungspaten*innen arbeiten auch die Programmleiterinnen gemeinsam mit den Stipendiaten*innen an Lernmethoden und helfen ihnen dabei, ihre Ziele klar zu formulieren und diese nicht aus den Augen zu verlieren. Dabei hilft die Methode des so genannten Zielebaumes, in dem die Stipendiaten*innen ihre Ziele, den Weg dorthin, mögliche Probleme und Ressourcen festhalten.

Neben dem großen Thema schulische Abschlüsse gibt das Stipendium Ein Quadratkilometer Bildung weitere Impulse, die das alltägliche Miteinander in der Berliner Großstadt begleiten. In den vergangenen Jahren gab es Schwerpunkte wie interkultureller Austausch über Religionen, Toleranz und Vorurteile oder das Leben in meinem Stadtteil – wo fühle ich mich wohl? Dieses Jahr lag ein Schwerpunkt auf ethnische Minderheiten und ihre Geschichte in Berlin und Deutschland. Dazu gehörten ein Bildungsworkshop zum Thema Sinti und Roma im Feministischen Romja Archiv Berlin. Ein Monat später gab fand ein interaktiver Theaterworkshop ebenfalls zu dem Thema Geschichte und Diskriminierung von Sinti und Roma statt.

Eine Stipendiatin beschreibt ihre Erfahrungen und Eindrücke vom Workshop: „Ich wusste nicht viel über die Geschichte der Sinti und Roma oder überhaupt, dass es sie gibt. Ich kannte nur den Begriff Zigeuner und nun weiß ich, dass man dieses Wort nicht verwenden soll, weil es ein Schimpfwort für die Sinti und Roma ist.“

Im Juni fuhr die Gruppe in den Berliner Stadtteil Wedding, in dem sich das so genannte afrikanische Viertel befindet. In einer geführten Tour wurden die Stipendiaten*innen und ihre Bildungspaten*innen in die Kolonial Vergangenheit Deutschlands in Afrika eingeführt. Neben einer geschichtlichen Wissensvermittlung kamen auch immer wieder aktuelle Themen zur Sprache, welche die Jugendlichen sehr beschäftigen.

Dazu eine Stipendiatin: „Ich finde es schlimm, wie mit Menschen umgegangen wird. Immer kommen Menschen von außen und zerstören die Kulturen anderer Menschen, nur weil manche denken sie sind besser als andere und haben das Recht dazu. Das finde ich sehr traurig.“

In einer Vor- und Nachbereitung wurde mit den Stipendiaten*innen ausführlich über das Thema „Berlin Postkolonial“ gesprochen und diskutiert.

Zum Jahresabschluss hat ein gemeinsamen Abendessen stattgefunden. Dabei wurde noch einmal das Jahr gemeinsam reflektiert.
Einige der Paare wollen sich auch weiterhin treffen und etwas unternehmen. Für alle war es ein interessantes Jahr mit vielen spannenden Eindrücken.

Dazu ein Bildungspate: „Ich wollte mich schon immer ehrenamtlich engagieren. Ich hatte immer Eltern und Lehrer, die mich unterstützt und gefördert haben. Diese Unterstützung wollte ich weitergeben und ich glaube, dass mein Stipendiat meine Tips gut annehmen konnte. Wir haben gemeinsam für den MSA gelernt und ich habe ihm gezeigt, dass er an sich glauben soll und dass er alles erreichen kann, wenn er sich nur genug anstrengt und sein Ziel nicht aus den Augen verliert.“

Die Til Schweiger Foundation freut sich über die positive Resonanz und wünscht allen einen erfolgreichen Bildungsweg!

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